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Naturraum Ötztal

Wussten Sie schon?

  • Das Ötztal ist vielfältiger und abwechslungsreicher Lebensraum, der zahlreiche Arten beherbergt und somit einen wichtigen Lebensraum für die Biodiversität darstellt.
  • Die hochalpinen Flusslandschaften im Ötztal sind einzigartig und tragen zur Erhaltung des Ökosystems bei
  • Insbesondere das Platzertal gilt aufgrund seiner Größe als Hotspot für alpine Feuchtgebiete. Eine Entwässerung würde zusätzliche Treibhausgasemissionen verursachen.

Vorteile intakter Ökosysteme

Ein gesundes Ökosystem lohnt sich, denn ganz ohne Kosten leistet es Wasserfilterung, Grundwassererneuerung, Hangstabilisierung, Luftreinigung, und vieles mehr. Dabei folgt aus natürlicher Vielfalt starke Resilienz und Flexibilität, denn nur artenreiche Ökosysteme gleichen wegfallende Tier- und Pflanzenarten leicht durch andere Arten aus. Damit die Wiesen auch in 30 Jahren noch saftig grün sind, braucht es diese Fähigkeit, die unvermeidlichen Schäden durch den Klimawandel abzufedern.

Wasser als Lebensader

Gurgler, Venter, Ötztaler Ache und ihre vielen Zuflüsse – Das Tal beinhaltet eine noch relativ unberührte Flusslandschaft, die eine zentrale Lebensader der Region darstellt. Der Tourismus nutzt das Wasser für die Hotellerie und Beschneiung, während die Landwirtschaft ihr Vieh tränkt und das Land bewässert. Außerdem existieren – wie auch im Platzertal – zahlreiche alpine Feuchtgebiete, die nicht nur wegen ihres großen Artenreichtums eine besondere Rolle im Ökosystem spielen. Zusätzlich binden sie über biologische Prozesse CO2 aus der Luft, wandeln den Kohlenstoff um und speichern ihn in Form von Methan im Boden.

Auswirkungen des Klimawandels

Die Menschheit hat in den letzten Jahrhunderten zu viele Treibhausgase ausgestoßen, weshalb sich das Klima erwärmt. Und das Ötztal spürt die Folgen.

Bergregionen sind übermäßig stark betroffen

Dies zeigt sich sehr deutlich in Obergurgl, wo eine Erhöhung der durchschnittlichen Sommertemperaturen um 2.3°C gemessen wurde (im Zeitraum 1961-1990 gegenüber 2013-2022 ). Um den dramatischen Rückgang der Gletscher zu erkennen, muss man im Ötztal wahrlich kein Glaziologe sein, sondern nur ins Familienalbum schauen. Die Glaziologen haben’s trotzdem nachgemessen. Allein der Gepatschferner hat im Jahr 2021/22 78 Meter Länge eingebüßt. Aktuelle Prognosen gehen von einem Totalverlust in schon 30–50 Jahren aus.

Gepatschferner 1907 (Von ChrvA - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0)
Gepatschferner 2005 (Von Foto Christian Klingler - Selbst fotografiert, CC BY-SA 2.0)

Dies zeigt sich sehr deutlich in Obergurgl, wo eine Erhöhung der durchschnittlichen Sommertemperaturen um 2.3°C gemessen wurde (im Zeitraum 1961-1990 gegenüber 2013-2022 ). Um den dramatischen Rückgang der Gletscher zu erkennen, muss man im Ötztal wahrlich kein Glaziologe sein, sondern nur ins Familienalbum schauen. Die Glaziologen haben’s trotzdem nachgemessen. Allein der Gepatschferner hat im Jahr 2021/22 78 Meter Länge eingebüßt. Aktuelle Prognosen gehen von einem Totalverlust in schon 30–50 Jahren aus.

Auswirkungen des Staudamms auf die Natur

Zusätzlich zu den Folgen des Klimawandels noch eine Ableitung von bis zu 80% des Ötztaler Wassers, um es ins Kaunertal zu leiten? Das hinterlässt gravierende und praktisch irreparable Spuren, die die Natur nicht ausgleichen kann.

Zusätzlicher Druck durch Ableitung des Wassers​

Durch die Ableitung würde viel weniger Wasser durch das Ötztal fließen, was zu Bodenverdichtung und damit erschwerter Neubildung des Grundwassers führen kann. Außerdem würde eine geringere Verdünnung von Schadstoffen resultieren und durch die gestörte Nahrungskette womöglich einige heimische Arten aussterben. Wenn durch die Ableitung der Grundwasserspiegel schwankt und sich das Wasser bei Starkregen neue Wege zum Abfließen bahnen muss, erhöht sich zudem das Risiko für Hangrutsche. Besonders in Trockenphasen entstünde ein Ressourcenkonflikt, bei dem Tourismus, Landwirtschaft und Ökosystem um die letzten Tropfen Wasser buhlen.

Überflutung der Feuchtgebiete birgt Risiko für starken Methanausstoß

Im Platzertal ist die Überflutung einiger Feuchtgebiete geplant, wodurch große Mengen Methan in die Atmosphäre geraten könnten, die bisher sicher im Boden gelagert waren. Dieses Gas ist jedoch ein zigfach stärkeres Treibhausgas als CO2, wodurch ein das Klima erwärmender Effekt entsteht, der schwer zu beziffern ist.

Fazit

Die Lage ist komplex: Das Ötztal ist ein besonderer Naturraum, der stark unter dem Klimawandel leidet. Doch auch Wasserkraftprojekte, die diesen Klimawandel eindämmen sollen, hinterlassen dauerhafte Spuren. Eine zusätzliche Abführung von Wasser aus einer bereits gestressten Region hätte deutliche negative Folgen auf das lokale Ökosystem. Weil dadurch wichtige Funktionen wegfallen, entstünden z.B. durch vermehrte Hangrutsche Folgekosten, die die Bevölkerung tragen muss. Zudem könnten durch die Überflutung von Feuchtgebieten größere Mengen des starken Treibhausgases Methan in die Atmosphäre geraten.

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